Die Anmeldung bei "The Voice of Germany" war eine spontane Aktion, die man wohl eher unüberlegt trifft. Die Frage "Was machen wir morgen?" wurde mit einem beiläufigen "Ach, in München sind Scouting-Touren von TVOG. Hast du Lust?" beantwortet.

Es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen, als meine Schwester und ich diesen Dialog führten. Niemand kann behaupten, ich sei nicht spontan :-)

Im Gegensatz zur Fernsehshow beginnen die Castings weit vor den Blind Auditions. Zwischen Unterschleißheim und Berlin durchlief ich mindestens 6-7 Vorrunden.

Die erste Runde bleibt mir unvergessen: Jeder Teilnehmer erhielt eine Nummer, die auf dem T-Shirt angebracht wurde, und dann ging es nacheinander ans Vorsingen. Völlig unvorbereitet entschied ich mich in letzter Sekunde für "I Have Nothing" von Whitney Houston. Plötzlich überkam mich eine andere Stimmung. Die Aufregung stieg, und ich fragte mich, was ich mir dabei gedacht hatte. In meiner Nervosität vergriff ich mich in der Tonart und sang plötzlich zwei Halbtöne höher. Als wäre der Song nicht schon anspruchsvoll genug.

"Gut, das war's wohl mit TVOG!" dachte ich sofort. Nein, ich war felsenfest davon überzeugt, dass es für mich vorbei war.

Nach mir traten noch 2-3 weitere Sänger auf, und dann wurden die Nummern der Talente verkündet, die in die nächste Runde kamen. Ich schaute gespannt in die Runde, doch bei einer Nummer konnte sich keiner so recht freuen. Jeder schaute verdutzt auf die eigene Nummer, doch irgendwie hatte wohl keiner diese. Bis ich dann beschloss, mal auf meine zu schauen:

"NICHT DEIN ERNST!?" dachte ich!

Dann ging alles Schlag auf Schlag. An diesem Tag musste ich 3-4 Mal vorsingen, und jedes Mal, wenn ich eine Runde weiterkam, stieg ich im Hotel eine Etage höher. Bis ich schließlich in der letzten Etage ankam.

Während ich meinen Teilnahmevertrag durchlas, stand plötzlich ein Spieler des FC Bayern Münchens vor mir und sagte: "Respekt. So weit oben haben es nicht viele geschafft!". Ich war so vertieft in den Vertrag, dass ich ihn erst nicht erkannt hatte (ich bin auch kein wirklicher Fußballfan - nur zu WM und EM), bis ein Mitarbeiter der TVOG-Crew sagte, das sei David Alaba gewesen. ALLES KLAR! :-)

Auch diese Runde war geschafft, und ich wurde nach Berlin zu einer weiteren Vorrunde eingeladen.

Einige Wochen später flog ich nach Berlin, stellte mich einer weiteren Jury vor und war gefühlt vielleicht 1 Stunde vor Ort, bevor ich wieder nach Hause flog.

In den nächsten Wochen herrschte Funkstille. Kein Anruf, keine Mail. Ich glaubte schon, dass es vorbei war. Bis zu dem einen Tag, an dem ich vor Schreck beinahe vom Hochbett gefallen wäre:

"Wir freuen uns, dich zu den Blind Auditions von TVOG einladen zu dürfen!"

Was für eine Erfahrung! Welche großartigen Sänger, Vocal Coaches und Crew-Mitglieder ich kennenlernen durfte. Eine fantastische Zeit in Berlin Adlerhof.

Gerne wäre ich bei den Blind Auditions weitergekommen, doch eine schwere Entzündung der Stimmbänder kam dazwischen und machte mir einen Strich durch die Rechnung.

Vielleicht wage ich einen erneuten Versuch, wenn meine Töchter etwas älter sind.

Ich kann es kaum erwarten!